Appetithäppchen mit strengem Geruch? Gerne!
Von Agnes Preusser
Den Freundeskreis aus Jugendtagen gibt es noch immer – im Verlauf der Jahre haben sich ein paar schräge Eigenheiten ausgebildet. Entwickelt hat sich etwa eine ganze eigentümliche Sprache. Wenn jemand „von außen“ dazukommt, wird er darum zwar herzlich aufgenommen, es
kann aber passieren, dass der Neuling bei Gesprächen nur schwer folgen kann. Mit dem Wort „gerne“ kann man zum Beispiel ganze Konversationen bestreiten – je nach Betonung kann es „Hallo“, „Tschüss“, „Ja“, „Nein“, „Sicher“, „Sicher nicht“, „Was gibt’s?“ und noch unzählige andere Dinge bedeuten, unter Umständen (wenn auch selten) tatsächlich „gerne“.
Dann werden auch noch mit Vorliebe Fremdwörter falsch verwendet. Das rührt meistens daher, dass jemand wirklich eines falsch verwendet hat, dann jahrelang ausgelacht wurde und die Geschichte bei geselligen Abenden so oft wiedergegeben wurde, bis die Falschverwendung bei allen in den aktiven Wortschatz übergegangen ist. So werden mit Vorliebe Odeur und
Hors d’œuvre vertauscht. Sprich: Wenn es Appetithäppchen gibt, sagt man bei uns: „Das sind aber köstliche Odeurs.“ Wenn es irgendwo auffallend stark riecht, ist hingegen „Da hats aber ein ordentliches Hors d’œuvre!“ der Satz der Wahl.
Das ist so normal geworden, dass man manchmal kurzfristig gar nicht mehr weiß, was denn jetzt wirklich richtig ist. Das Problem dabei: Wenn einem diese Formulierung in anderen Runden rausrutscht, wird man schnell für sehr dumm gehalten. (Für Sie kürzlich getestet, es ist peinlich.)
Auch der absurde Wechsel von Babysprache und Förmlichkeiten, die auch im Büro angebracht wären, ist wohl gewöhnungsbedürftig. Am Ende des Abends ist man „müdi-büdi“, beim Verabschieden sagt man dafür auch zu Menschen, die man lieb hat, nur „Wir bleiben in Kontakt“.
Das ist Ihnen jetzt alles ein bisschen subjekt? Gerne!