Am besten rutscht, wer sich nicht mehr erinnern kann
Von Michael Pekovics
Einen. An die meisten Silvesterabende beziehungsweise die Jahreswechsel kann ich mich nicht mehr erinnern. Das kommt jetzt aber nicht daher, dass die Partys so wild gewesen wären. Weil dann würde ja zumindest der Kater am Neujahrstag in schmerzhafter Erinnerung sein. Aber nein, nicht mal das kramt mein Hirn an Erinnerungen hervor, so tief ich auch in den Schubladen graben möge. Eigentlich zum Vergessen also und ein Tag wie jeder andere.
Guten. Hoffentlich geht´s den ganzen Haustieren auch so mit dem Vergessen. Ist ja wirklich schrecklich für viele, diese ganze Knallerei. Und deshalb auch kein Wunder, dass die letzte Ecke oft der erstrebenswerteste Platz ist kurz vorm Jahreswechsel. Jetzt stellen wir uns mal vor, Hunde und all das andere von uns so geliebte Getier könnte sich dran zurückerinnern an diese oder jene Silvesternacht, wo es wieder mal so richtig laut gewesen ist. Wobei es anders rum gedacht ja auch schrecklich sein muss, Jahr für Jahr auf´s Neue keinen Plan zu haben, warum draußen gerade die Welt untergeht. Ein bisschen Wissen um die dann doch relativ kurze Dauer der wilden Schießerei würde das Ertragen derselben vermutlich wesentlich erleichtern.
Rutsch. Und überhaupt wäre uns allen vermutlich ein wenig leichter, würden wir dieser Nacht mit mehr Gelassenheit begegnen. Ändern lässt sich das Leben auch an den anderen 364 Tagen oder Nächten. Was bis Silvester nicht passiert ist, wird auch am letzten Drücker nicht mehr sein. Das gilt sowohl für die Erwartung an die geilste Partynacht ever als auch für gute Vorsätze wie „aber morgen fang ich ein neues Leben an“. Nur gut, dass ich mich am Neujahrstag nicht mehr dran erinnere. Sonst müsste ich vielleicht wirklich noch ...