Meinung/Kommentare/Wirtschaft

Wiens Schwächeln ist das Bedenkliche

Ja, fließt die Donau stromaufwärts, oder wie?

Hermann Sileitsch-Parzer
über Wiens schwächelnde Wirtschaftsleistung

Bratislava liegt vor Wien: Ja, fließt die Donau stromaufwärts, oder wie? Kein Grund zur Panik. Die Slowaken sind nicht schlagartig wohlhabender als die Österreicher geworden. Und dass die neuen Nachbarn wirtschaftlich aufholen, ist die Kernidee ihrer EU-Mitgliedschaft. Davon profitiert auch Österreich als direkter Nachbar und wichtigster Investor in der Region.

Ein Problem ist allerdings, dass sich das Wachstum in diesen Ländern so extrem auf die Großstädte konzentriert. Für die schwächsten Regionen fällt hingegen wenig ab. Markantes Beispiel: Bukarest spielt bei der Wirtschaftsleistung pro Kopf in einer Liga mit Madrid und Rom. Rumäniens Nordosten erreicht gerade ein Viertel des Wertes.

In den reicheren Ländern wie Österreich ist die Wirtschaftskraft hingegen viel einheitlicher verteilt. Wiens Absacken ist trotzdem bedenklich. Seit 2000 haben uns nämlich nicht nur boomende Osteuropäer, sondern auch etablierte Regionen – zuletzt Oberbayern – überholt.