Mit 60 Jahren, da fängt das Leben an – in Pension
Von Martina Salomon
Das "Ganz oder gar nicht"-Prinzip muss fallen, Ältere könnte man mit Teilzeitjobs länger halten.
über das Pensionsantrittsalter
Da waren die wackeren Haudegen von der Plattform "senior4success" vergangene Woche aber nicht begeistert. Die Renten-Verweigerer kämpfen für aktives Altern, doch die von ihnen in Auftrag gegebene Studie zeigt: Zwei Drittel der Österreicher finden, dass sie ab 60 rasten wollen – auch auf die Gefahr hin, zu rosten. Statistisch gesehen arbeiten zwischen 60. und 64. Lebensjahr nur noch 28 Prozent der Männer und gar nur 14 Prozent der Frauen – trotz längerer Lebenserwartung! "Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an!" Welches eigentlich?
Erstmals in der Menschheitsgeschichte ist die Pension ein eigener Lebensabschnitt – und manchmal fast so lang wie das Erwerbsleben. Ein Geschenk, das für die Staatskassen zum Fluch wurde, daher werden Frühpensionierungsanreize und Pensionshöhe abgebaut.
Theoretisch sollten Firmen nicht auf Wissen und Begabungen Älterer verzichten. Praktisch kriegt die Geschäftsführung einen Bonus, je mehr teure Ältere sie loswird. Arbeitnehmer haben nach spätestens 30 Jahren in einem unglamourösen Job ohnehin die Nase voll. Sitzen sie dann endlich daheim, sind sie aber auch nicht zufrieden und schimpfen gern auf die Politik.In Wahrheit braucht es einen Kulturwandel der Arbeitswelt. Das "Ganz oder gar nicht"-Prinzip muss fallen, Ältere könnte man mit Teilzeitjobs länger halten. Und warum nicht auch noch mit 59 was Neues beginnen? Phasen von selbstständiger, unselbstständiger Arbeit sowie Ausbildung sollten einander abwechseln. Erhöhter Kündigungsschutz Älterer? Weg damit! So schwächt man Wiedereinstiegs-Chancen.
Wer im Ruhestand gemeinnützige Arbeit leistet, könnte einen Pensionsbonus bekommen. Arbeit ist nicht nur Leid, das vom wahren Leben abhält. Macht der Job Spaß, kann man ihn lange ausüben. Uropa Mick Jagger wird sicher noch bei einem weiteren allerletzten Abschiedskonzert das Stadion rocken. Pension kann nämlich ganz schön fad sein.