Meinung/Kommentare/Wirtschaft

Hufe beschlagen im digitalen Zeitalter

Als großer Wurf wird die Reform der Gewerbeordnung 2016 nicht in die Annalen eingehen. Eher als Modernisierung à la Rot-Weiß-Rot: Das "Ausmisten" endete damit, dass es künftig mehr reglementierte Gewerbe gibt als zuvor.

Schön, dass der "Huf- und Klauenbeschlag" neu dazukommt, dürfen Zyniker einwenden. Bei diesem "Reformeifer" von Regierung, Kammer und Gewerkschaft können Österreichs Unternehmer die Hufeisen gut brauchen – als Glücksbringer. Denn bei allem Respekt: Das Handwerk der Schmiede ist aller Ehren wert, sie werden aber weder Jobwunder auslösen noch unseren Weg ins digitale Zeitalter weisen.

Dennoch besteht Grund zur Hoffnung: Mögen Österreichs Politik und Sozialpartnerschaft noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen sein – unsere Betriebe sind es zum Glück schon. Industrie 4.0 ist keine Zukunftsvision mehr, sie findet statt. Trotz, nicht wegen der Politik.

In den Fabriken rollen Industrieroboter selbstständig zu jenem Arbeiter, der gerade ihre Hilfe benötigt. Akustiker passen Hörgeräte mittels Ohrenscan und 3-D-Drucker individuell an jeden Gehörgang an, ähnlich Zahntechniker die Gebisse und Zahnspangen. Servicetechniker wissen im Voraus, wann Produktionsanlagen auszufallen drohen – und vermeiden kostspielige Stillstände. Wetterdienste schreiben die Marketingpläne von Supermärkten, weil sie wissen, wann welche Produkte gefragt sein werden.

Ja, diese Innovationen bedrohen etablierte Berufsbilder, sie bringen aber auch neue Jobs hervor. Die Arbeitswelt steht vor gewaltigen Umbrüchen. Die Sozialpartner müssten also keine Angst haben, dass ihnen die Arbeit ausgeht. Vorausgesetzt, sie wollen die Zukunft gestalten, anstatt die Vergangenheit zu verwalten.