Meinung/Kommentare/Innenpolitik

Sind Schulterklopfer besser als Weltenretter?

Die Zeit der großen weltpolitischen Konzepte, die Obama in seinen Reden gerne formulierte, ist vorüber.

Mag. Konrad Kramar
Trumps Kurs

Erfolg in eigener Sache kann man Rex Tillerson wohl nicht absprechen. Der Exxon-Mobil-Chef hat dem Ölgiganten weltweit zu profitablen Deals verholfen, durch beste Beziehungen zu fragwürdigen politischen Drahtziehern von Russland bis Angola und Nigeria. Er beherrscht, was auch Trump selbst als seine größte Stärke bezeichnet: die Kunst des Deals.

Klarer als mit Tillersons Ernennung hätte der zukünftige US-Präsident seinen Kurswechsel nicht formulieren können. Die Zeit der großen weltpolitischen Konzepte, die Obama in seinen Reden gerne formulierte, und die der unermüdliche John Kerry in rastloser Pendeldiplomatie versuchte in die Tat umzusetzen, ist vorüber. Viel zu oft ist diese Strategie an ihren idealistischen Zielen gescheitert. In den Augen der Republikaner sind ja sogar die Abkommen mit dem Iran und die Aussöhnung mit Kuba nichts als ein Einknicken der USA vor ihren Feinden. Die Auftritte der USA auf der weltpolitischen Bühne werden unter Trump ganz anders inszeniert werden: Kurz, laut und strikt auf den eigenen, kurzfristigen Vorteil bedacht. Und wenn dieser Vorteil, etwa in Syrien, oder in der Ukraine, nicht klar erkennbar scheint, wird man solche Konfliktzonen auch gerne dem neuen Partner in Moskau überlassen. Die tragende Rolle als Rückgrat der westlichen Demokratien, die die USA am Ende des Zweiten Weltkrieges für sich formulierten, hat in diesem Konzept kaum noch Bedeutung. In einer multipolaren Welt werden viele Spieler ihre Einflusssphären neu abzustecken versuchen. Neue Konflikte sind somit unvermeidlich. Vielleicht aber kommt man so auch zu neuen Lösungen, für Krisen, die die USA in ihren 75 Jahren als Weltpolizist nicht beilegen konnten.