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Macron: Der "starke Mann" der Mitte

Bei aller Liberalität bedient er die Sehnsucht der Franzosen nach Führungsstärke. Anders geht es nicht.

Danny Leder
über den Wahlsieg der Macron-Partei

Man kann es den Sittenwächtern der liberalen Demokratie nie recht machen. Eben erst zitterten sie vor einer Machtergreifung der Nationalistin Marine Le Pen und dem Ende der EU. Jetzt, da alles anders kam, geht das Wehklagen wieder los.

Die Mandatsmehrheit für die Partei des pro-europäischen Erneuerers Emmanuel Macron sei "übertrieben". Seine Partei würde diese "Alleinherrschaft" der extrem hohen Wahlenthaltung schulden, weswegen das Resultat "fraglich" sei.

Aber diese Rekordenthaltung hängt auch damit zusammen, dass ein beträchtlicher Teil der ursprünglichen Wähler der Parteien, die Macron heftig bekämpfen wie etwa der rechte "Front National", inzwischen dem neuen Staatschef mit wohlwollender Neugier begegnen. Deshalb gewährten sie seiner Partei freien Durchzug.

Macrons Kritiker finden auch bedenklich, dass er die Parlamentsdebatte über die geplante Arbeitsmarkt-Reform durch Verordnungen verkürzen will. Und bei der Terrorbekämpfung sollen behördliche Eingriffsrechte, die nur im Ausnahmezustand galten, zu Dauergesetzen werden. Frankreichs Richter-Vereine sind empört.

Diese Feststellungen haben ihre Berechtigung, und es gehört zu den Pflichten vitaler Medien, auf mögliche Abgleitflächen zu verweisen. Aber Macrons Siegeszug erfolgte auch, weil er die Sehnsucht vieler Franzosen nach Entscheidungs- und Führungsstärke bediente, also weil er eine Art "starker Mann" der Mitte verkörpert. Nur um diesen Preis kann der gesellschaftliche Zusammenhalt und Glauben an die französische Republik in Zeiten islamistischer Bedrohung, globalisierungsbedingter sozialer Zerrüttung und populistischer Verführungen wieder aktiviert werden.