Meinung/Kommentare/Innenpolitik

Die Demokratie ist schon beschädigt

Trumps Brutalklamauk ist eine Verhöhnung demokratischer Werte

Mag. Konrad Kramar
über Donald Trump und die Folgen

Er hat Millionen Muslime pauschal zu potenziellen Terroristen und China zum Feind erklärt, er droht politischen Gegenspielern und sogar Medien offen mit Vergeltung: Donald Trumps politischer Brutalklamauk mag vielen als Unterhaltungsprogramm dienen, aber es ist eine offene Verhöhnung demokratischer Werte. Der Milliardär mag schon morgen mit seiner Kampagne eine Bruchlandung erleiden, oder es bis ins Weiße Haus schaffen, er hat der US-Demokratie bereits schweren Schaden zugefügt.

Allein die Tatsache, dass inzwischen Millionen von Amerikanern bereit sind, diesem Mann und seinen Hasstiraden ihre Stimme zu geben, ist ein vernichtendes Zeugnis für den Zustand der US-Gesellschaft. Denn Trump vermittelt nicht einmal die Illusion, dass er für irgendein Problem Lösungen anzubieten hätte. Er beschränkt sich darauf, das System in einer Weise zu attackieren, die nur eines ausdrückt: Verachtung. Ein Gefühl, auf das sich bei vielen seiner Wähler offensichtlich ihre Beziehung zur Demokratie reduzieren lässt.

Man erwartet sich nichts mehr von diesen Mächtigen da oben, die man nur noch abwählen, vor allem aber mit dem Stimmzettel abstrafen will. Die amerikanische Mittelschicht, einst Träger und Nutznießer des Wohlstandes zugleich, ist in der Mitte entzweigerissen. Der unteren Hälfte mag immer häufiger die materielle Grundlage für ein normales Leben verloren gehen, doch was ihr bereits zur Gänze verloren gegangen ist, ist eine Perspektive für die Zukunft. Die Demokratie jedenfalls hat ihr offensichtlich nichts mehr anzubieten als einen schwerreichen Hasardeur, der sich als der neue starke Mann andient, der die Welt mit Gewalt wieder geradebiegen wird – und diese Gefahr ist viel größer als Trump selbst.