Meinung/Kommentare/Aussenpolitik

Zu Werten stehen und diese einfordern

Ein Einwanderungsland kann nur nach klaren Regeln funktionieren. Falsche Toleranz ist zerstörerisch.

Mag. Konrad Kramar
über den Anschlag in Berlin

Ein Mordanschlag auf einen Weihnachtsmarkt wenige Tage vor dem Heiligen Abend, schlimmer kann man eine Gesellschaft, ihre Werte und das, was ihr im worteigenen Sinn heilig ist, nicht treffen. Deutlicher kann man Hass und Verachtung für diese Gesellschaft nicht ausdrücken. Noch ist der Attentäter von Berlin nicht gefasst, doch alles erinnert an den Anschlag von Nizza. Ein Einzeltäter weit weg von Terrornetzwerken wie dem IS, die ja nach derartigen Bluttaten gerne die Verantwortung für sich beanspruchen.

Doch die Verachtung für die Gesellschaft, die sie aufgenommen hat, für ihre Werte und ihre Religion, verbreitet sich unter jungen Muslimen in Europa und auch in Österreich. Berichte über junge muslimische Männer, die Mädchen, die sich ihrer Ansicht nach unzüchtig und unislamisch verhalten, herabwürdigen und im schlimmsten Fall sogar attackieren, sind ein Warnsignal für eine gefährliche Entwicklung, die zuletzt am meisten jenen schadet, die eigentlich Teil dieser Gesellschaft werden wollten und es auch unbedingt werden sollten.

Hassprediger auf beiden Seiten haben in diesen Tagen Auftrieb: Jene, die in islamistischen Internet-Foren und – ja auch – in heimischen Moscheen die sündige westliche Welt anprangern, und jene, die die Muslime als Ganzes aus unserer Gesellschaft ausgrenzen.

Keine Toleranz gegenüber Intoleranz

Wenn wir, diese Gesellschaft, ihnen entgegentreten wollen, sollten wir vor allem eines: Uns unserer Werte und der daraus folgenden Regeln des Zusammenlebens sicher sein, sie kompromisslos von allen einfordern, die mit uns leben wollen. Toleranz gegenüber Intoleranz ist nicht nur falsch, sie ist zerstörerisch für die Gesellschaft.

Gerade Einwanderungsländer – und dazu gehört auch Österreich – müssen bereit sein, die Menschen, die zu uns kommen, auch wirklich aufzunehmen. Doch aufgenommen zu werden, bedeutet Regeln und Werte des Gastlandes zu akzeptieren, vielmehr noch, sie zu leben. Eine demokratische Gesellschaft braucht Bürger, die ihre Werte hochhalten, sie nicht nur als von oben diktiert betrachten. Und diese Werte sind nun einmal in Aufklärung, Liberalismus und nicht zuletzt im Christentum begründet. Die historische Wertschätzung der drei monotheistischen Weltreligionen (Christentum, Judentum, Islam) macht diese Werte auch für Muslime lebbar. Meinungsfreiheit, religiöse Toleranz, Freiheit und Selbstbestimmtheit des Einzelnen, Gleichberechtigung von Frauen: All diese Grundlagen unserer Gesellschaft sind nicht verhandelbar. Denn nur, wenn diese alle Mitglieder einer Gesellschaft wirklich teilen, funktioniert das Zusammenleben. Das bedeutet nicht, kulturelle Vielfalt im Alltagsleben zu beschränken, aber es bedeutet sehr wohl, dass wir nicht bereit sein dürfen, Ideologien, die den Hass auf unsere Werte als moralische Grundlage haben, zu akzeptieren. Europa sollte Menschen mit offenen Armen empfangen, die bereit sind mit uns zu leben, nicht aber jene, die nur unter uns leben wollen.