Meinung/Kolumnen/Tagebuch

Junge gehen, Alte bleiben

Kecke Skistars ziehen schon Vergleiche mit dem Vatikan.

Wolfgang Winheim
über den ÖSV

Nachbeben im Skizirkus: In München gab Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch, 29, ihren Rücktritt bekannt. Beim Schweizer Team wurde der Steirer Sepp Brunner als Abfahrtstrainer zum Nachfolger des Steirers Walter Hubmann bestimmt. In Kärnten trat Slalom-Genie Marcel Hirscher innerhalb von zwei Stunden zu zwei Abfahrten an. Zuerst bei den slowenischen, dann bei den kroatischen Meisterschaften.

Es gab keine Anzeigetafel in Innerkrems. Als der stark verkühlte Hirscher gestern Mittag abreiste, wusste er nur, dass ihn von der Bestzeit "ungefähr drei Sekunden" trennten. Die Platzierungen waren eher Nebensache. Hirscher baute vielmehr für die nächste Saison vor. Denn laut FIS-Regel muss er zwei Ergebnisse vorweisen. Andernfalls wäre selbst er als Weltcupsieger auch künftig für eine Kombi-Abfahrt nicht teilnahmeberechtigt.

Am Start zu sehen ist Hirscher im Frühjahr nur noch in St. Pölten – wenn er am 4. Mai für den "Wings for Life"-Lauf Jogging-Schuhe anzieht.

Den Rennwinter hat er endgültig abgeschlossen. Auch ORF-Sportchef Hans Peter Trost, der 14 Mann zur Fußball-WM in Brasilien entsenden wird, und Rainer Pariasek hängen ihr Winterg’wand in den Schrank. Gefühlte 500-mal beendete Pariasek heuer seine Torlauf-Halbzeit-Interviews artig mit "Alles Gute". Im August werden diese Worte ihm selbst x-fach gelten: Der schönste ORF-Sportler wird 50. Der fescheste ÖSV-Coach wiederum muss sich (psst, streng geheim) einen Monat vorher zu einem runden Geburtstag gratulieren lassen: Hans Pum, der dem ÖSV seit 1977 dient, wird 60. Und auch im nächsten WM-Winter als Sportdirektor fungieren. Bei Oberboss Peter Schröcksnadel, 72, kann von Amtsmüdigkeit erst recht keine Rede sein. Im Juni will er sich nach erfolgreicher 25-jähriger Präsidentschaft für weitere vier Jahre wählen lassen. Und er wird weiter im engsten Umfeld auf ähnlich alte, altbewährte Funktionäre setzen in seinem Heiligen Land Tirol. Kecke Skistars ziehen schon Vergleiche mit dem Vatikan. Halten den Ski-Papst zugleich aber für unersetzlich.