Meinung/Kolumnen/Stadtspaziergang

Von Spittelau nach New York

Ein Park auf der verwaisten Stadtbahntrasse. Das wünsch ich mir auch für Wien.

Mag. Leila Al-Serori
über eine Wiener High Line

Vergangenes Jahr war ich in New York. Ich erzähle das, weil ich gestern in der U-Bahn daran denken musste. Grund war die verwaiste Stadtbahntrasse. Wer öfter mit der U4 von der Spittelau nach Heiligenstadt fährt, weiß, wie diese dort traurig vor sich hin verfällt.

In New York hat man aus solch einer verwaisten Bahntrasse einen Park gemacht: die High Line. Nun gehört die High Line nicht zu meinen schönsten Urlaubserinnerungen. Schließlich habe ich dort ein von eiskaltem Wind und Regenguss durchkreuztes Picknick durchlebt. Inklusive Soßen-durchtränkter Tacos, die eine Sturmböe auf meine dann ebenso Soßen-durchtränkte Hose katapultierte.

Aber dafür kann die High Line ja nichts. Denn die ist eine grandiose Sache. Zum Spazieren, Sitzen, Architektur Bestaunen. Das würde ich mir auch für Wien und die seit 1996 verwaisten Bahntrasse wünschen. Die Idee ist nicht neu, aber sie ist gut.

Angefangen hat die High-Line-für-Wien-Sache mit Michael Hierner. Seit vier Jahren hat Hierner schon die Vision: Einen neuen Park aus der stillgelegten Bahnstrecke machen. Dafür hat er schon an allerlei Türen angeklopft: Bei Maria Vassilakou war er, ebenso beim Bundespräsidenten. Die Idee, ja, die findet jeder gut. Aber da gibt es auch ein paar Probleme: Die Trasse gehört den Wiener Linien, aber auch den ÖBB. Sie darf zudem nur minimal verändert werden, da sie unter Denkmalschutz steht.

Hierner hat alles bedacht und ein Konzept ausgearbeitet. Ohne Architekturstudium, dafür mit viel "Bauchgefühl". Die etwa ein Kilometer lange Trasse soll nicht nur ein Park mit Ausblick werden, sondern ein Kunstraum für Wiener und Touristen. Ein Glashaus ist angedacht, ebenso ein Open-Air-Kino. Die Umgebung würde aufgewertet, neue Lokale, Wohnungen, Hotels könnten folgen.

Neben dem goldenen Schlot der Müllverbrennungsanlage hätte die Gegend also endlich eine Sehenswürdigkeit. Vielleicht ringt sich ja doch noch wer von den Verantwortlichen durch. Für ein bisschen New York in Spittelau. Aber ohne Tacos auf der Hose.

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