Meinung/Kolumnen/Paaradox

Allerlei Hokuspokus

Ich jammere eh nicht. Weil ich längst auch NEUROtikerin bin.

Gabriele Kuhn
über die Szenen einer Redaktionsehe.

Sie

Ich werde heute nicht über Fußball schreiben. Ich werde heute nicht über Fußball schreiben. Ich werde heute nicht über Fußball schreiben. Stopp. Ich muss es tun.

Bulgogi & Anbiedern

Ich jammere eh nicht. Weil ich längst auch NEUROtikerin bin. Ein bisserl. Immerhin habe ich in einer Public-Viewing-Zone ein Bulgogi und drei weiße Spritzer eingenommen sowie beim Match nicht getratscht, sondern Nägel gebissen. Nicht zuletzt bin ich überzeugt, dass ich es war, die das Wunder PortugalÖsterreich ermöglicht hat. Das kam so: Angesichts der gedrückten Stimmung im Haushalt KuhHuf aufgrund der AutHu-Schlappe musste etwas geschehen. Da fiel mir ein Buch mit dem Titel Bestellungen beim Universum – das Handbuch zur Wunscherfüllung ein. Darin heißt es, man könne sich einen Traumpartner oder Traumjob „herbeidenken“, also beim Universum „bestellen“. Hilft’s nix, schadet’s nix, dachte ich mir und fing zu bestellen an. Täglich vor dem Einschlafen und nach dem Aufwachen verschickte ich meine Order: Liebes Universum, ich hätte gerne was, das den Ösis hilft und dieses Island-Dings, wo der Mann nebenan weilen wird, spannend macht. Jeden egomanischen Gedanken (Mach was, das MIR hilft. Oder: Mach was, das diese Depri-Stimmung endlich verpuffen lässt, sonst zieh ich aus! ) verkniff ich mir. Auch auf Facebook übte ich mich in peinlicher Fußball-Anbiederung. Wo ich etwas von „Wunder“ delirierte und Einstein-Zitate bemühte. Aber dann passierte es. Meine Bestellung wurde bearbeitet und durch einen Götterboten namens Ronaldo ordnungsgemäß zugestellt. Fürs Island-Match hatte ich den Einkaufszettel blöderweise vergessen – jetzt muss ich wohl ein Doppelpack gute Laune ordern. Hoffentlich gibt’s die im Spezialangebot – nimm zwei, krieg hundert. gabriele.kuhnfacebook.com/GabrieleKuhn60

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Er

Auch das ist der Magie des Fußball zuzuordnen: Als die Liebste nach dem 0:2 der Österreicher gegen Ungarn bemerkte, durch welches Tal der Tränen ich – gerade noch am Stock gestützt – spazierte, entwickelte sie augenblicklich eine spezielle Sensibilität. Offensichtlich hatte sie registriert, dass nicht nur ich diesen glasigen Blick der Fassungslosigkeit durch die Gegend schleppte, sondern auch eine Menge andere ihr wichtige Menschen unübersehbar Das-darf-doch-nicht-wahr-sein-Gesichter einhängten. Und es war ihr klar, dass in so einem Fall ein Hallo? Bitte, das ist doch nur ein Fußballspiel! als Maßnahme zum Wiedererlangen von Fröhlichkeit und Optimismus nicht in die Kategorie „Gelungene Intervention“ fällt.

Spiritualität

Also ließ meine Frau von nun an keine Gelegenheit aus, vor der Partie gegen Portugal liebevolle Durchhalteparolen zu formulieren und dem unsichtbaren Schicksal g’schmeidige Avancen zu machen. Genau wissend, dass es für einen Tribünengast wie mich kaum etwas Trostloseres gibt, als ein bedeutungsloses Match nach dem Motto „In Würde verabschieden“. Noch dazu, wenn man dafür auch noch nach Paris reisen muss. Aber was soll ich sagen? Ihr spirituelles Engagement mit der Anmutung, sie könnte Elfer höchstpersönlich an die Stange lenken, zeigte Wirkung und schenkte Österreichs Team ein 0:0. Besser gesagt: mir. Und dass ihr gegen Island keine Wunder-Renaissance gelang, liegt daran, dass sie bei der Voodoo-Sache mit den Elfern offensichtlich noch Probleme mit dem Anpeilen des richtigen Teams hat.

Unser nächster Auftritt: Paaradox live am 3. Juli in Leobersdorf (www.sommerzaubern.at), im Rahmen des Benefizfestivals "José Feliciano & friends" für den Therapiehof Regenbogental.

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