Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Wählen

Nur, wer seine Stimme abgibt, hat auch eine.

Guido Tartarotti
über das Wählen

Wählen kommt aus der Mode. Wollte man früher jemanden telefonisch erreichen, musste man mittels Wählscheibe eingeben: 02236 820... Und wenn man alles richtig gemacht hatte, war die Oma dran oder die Freundin (bzw. deren Vater). Wenn nicht, sagte man „Pardon, falsch verbunden“ und versuchte es noch einmal. Heute wählt man nicht, sondern drückt auf „Schatzimaus“.

Auch das Wählen bei den Wahlen kommt aus der Mode, die Nichtwähler sind längst die stärkste Partei. Dabei ist Wählen fast so einfach wie beim Handy: Man kreuzt eine Partei und/oder einen Namen an. Fertig.

Nichtwähler sagen, sie seien über die bestehenden Verhältnisse so verdrossen, dass sie die Stimmabgabe verweigern. Dabei übersehen sie eines: Wer auf seine Stimme verzichtet, wählt damit, ohne es zu wollen, die bestehenden Verhältnisse. Klar, die Gefahr des „falsch verbunden“ besteht immer, vor allem nach der Wahl. Und auch das Wort „Stimmabgabe“ klingt nicht einladend. Aber so paradox es klingt: Nur, wer seine Stimme abgibt, hat auch eine.