Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Von der Menschlichwerdung

Bedarf es wirklich eines äußeren Feindes, um den Impuls zu spüren, einander zu unterstützen?

Birgit Braunrath
über spontane Freundschaften in Dortmund

Menschlichkeit ist nicht die am weitesten verbreitete Qualität unter der gleichnamigen Spezies. Wie steht es dann erst um die Mitmenschlichkeit? Ein österreichischer Philosoph und Physiker und eine Kommunikationswissenschaftlerin haben ein Buch dazu herausgegeben. Fazit: „Der Weg zur Gesellschaft von morgen führt über die Mitmenschlichkeit. Und die kann man lernen.“ Etwa über die Erkenntnis, „dass es Sinn macht, wenn es nicht nur mir selbst, sondern uns allen miteinander besser geht.“

Das mag nach Training und nach einem neuen Schulfach vom Kindergarten bis zur Uni klingen. Aber in Wahrheit ist das Leben der beste Lehrer. Soeben bewiesen in Dortmund, wo „gegnerische“ Fans des AS Monaco nach dem Sprengstoffanschlag auf den Borussia-Teambus in die „Dortmund!“-Chöre einstimmten und Dortmund-Fans Anhänger des AS Monaco spontan zu sich nach Hause einluden. Allen ging das Herz auf.

Bedarf es tatsächlich eines äußeren Feindes, um den Impuls zu spüren, einander zu unterstützen? Warum nicht einfach so? Aus purer Mitmenschlichkeit?