Und wie nennen wir das jetzt?
Von Birgit Braunrath
Ein Kabel brennt durch – und die Nerven Tausender liegen blank.
über echte und gefühlte Katastrophen
Freitagvormittag, Linz Hauptbahnhof. Ein Kabel brennt durch – und die Nerven Tausender liegen blank. Nichts geht, rein verkehrstechnisch. Zumindest bis Umleitung und Schienenersatzverkehr eingerichtet sind. Die Folgen: Verspätungen, Unannehmlichkeiten, Wartezeiten. Sofort springt die Empörungsmaschinerie an, ist von „katastrophaler Kommunikation“ und „schlechtem Krisenmanagement“ die Rede. Und man fragt sich, was in diesem Land heute schon alles „ Katastrophe“ und „Krise“ heißen darf.
Freitagnachmittag, Stockholm Hauptbahnhof. Die Polizei evakuiert den Bahnhof. Nach einem mutmaßlichen Terroranschlag im Zentrum. Tote, Verletzte, Panik. Und wie nennen wir das jetzt? Wenn Linz eine „Katastrophe“ war?
Brauchen wir allmählich eine Katastrophenskala, so wie bei Erdbeben? Nein. Man kann ein Leid nicht mit einem anderen vergleichen, ein Problem nicht kleinreden, nur weil irgendwo jemand anderer ein größeres hat. Aber man kann ab und zu bewusst dankbar sein für das, was gut läuft, statt sofort verbal zu entgleisen, wenn einmal etwas schiefgeht.