Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Selfieelastisch

Man wird identitätselastisch ... pardon.

Guido Tartarotti
über Moden

Wussten Sie schon? Man sagt nicht mehr, jemand sei untreu – man sagt, er sei paarungselastisch.

Entschuldigung, ist nicht mehr lustig, schon verstanden. Es ist erst ein paar Wochen her, dass Minister Klug das Wort "situationselastisch" aussprach. Dann stürzten sich alle voller Begeisterung drauf, und jetzt kann niemand mehr elastische Wortspiele hören oder lesen.

Die Halbwertszeit von gesellschaftlichen Moden hat sich drastisch verkürzt. Dank Internet und Sozialmedien wird alles, was Potenzial hat, lustig zu sein, in kürzester Zeit zu Tode geritten. Jüngstes Beispiel: das Selfie. Die Oscar-Moderatorin hat angefangen, ihr Bild wurde nachgestellt und parodiert – und jetzt ist das Internet überschwemmt von selbst mit dem Handy geschossenen, halblustigen Gruppenfotos.

Übrigens: Manche Ärzte glauben, dass die Selfie-Mode zu einem Anstieg der Zahl plastischer Operationen führt. Wer sich ständig selbst fotografiert, bekommt eine überkritische Einstellung zum eigenen Bild. Man wird identitätselastisch ... pardon. Kommt nicht mehr vor.