Scheingefecht
Von Birgit Braunrath
Der FPÖ-Chef reitet los und ficht auf seine Weise für die Demokratie
Über Briefwahl, Dummheit, nötige und unnötige Konsequenzen
Die Sportart, über die Österreich spricht, beginnt mit F, endet aber nicht auf -ußball. Es handelt sich um die Kampfsportart Fechten. Exakt: Ums Anfechten.
Die Kampfsport-erprobte FPÖ, An-Fechterin der Stichwahl sowie Ver-Fechterin der Briefwahlabschaffung, hat dankenswerterweise Schildbürger-artige Vorgänge in einzelnen Wahlkommissionen aufgedeckt: Da kennen Verantwortliche die Uhr nicht (oder können ein Gesetz nicht lesen) und beginnen zu früh mit der Auszählung. Da zerreißt ein Wahlleiter (mit schriftlicher Zustimmung von ÖVP, SPÖ und FPÖ) drei ungültige Stimmzettel, weil mehr Stimmen abgegeben als Wähler registriert wurden.
Unglaubliche Dummheiten, die nach Konsequenzen schreien, etwa nach Förderkursen für Wahlkommissionsmitglieder. Aber der FP-Chef reitet los und ficht auf seine Weise für die Demokratie. Wie wichtig ihm diese tatsächlich ist, wird rasch klar, wenn man sieht, dass die Briefwahl, die er abschaffen will, zur Hebung der Wahlbeteiligung, also als Demokratie-stärkendes Instrument, eingeführt worden ist. Es könnte sich demgemäß auch nur um ein Scheingefecht zur gefälligen Selbstdarstellung handeln.