Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Röck ’n’ Humör!

Rock ’n’ Roll kann eine Lebenshaltung sein, auch dann, wenn man lieber Mozart hört.

Guido Tartarotti
zum Tod von Lemmy Kilmister, Rockstar und Philosoph

„Ohrwaschl“ heißt diese Glosse im hausinternen Jargon. Heute wollen wir sie auf „Öhrwäschl“ umbenennen. Zu Ehren des verstorbenen Motörhead-Sängers Lemmy Kilmister. (Kilmister machte ja den „Rock-Umlaut“ als grafisches Stilmittel populär.)

Kilmister war aber nicht nur ein Lärmerreger, der sang, als hätte er statt Stimmbändern Keilriemen im Hals. Sondern er war ein gebildeter, belesener Mann, ein Rock-Philosoph, der jeder Form von dogmatischer Haltung, jeder Art von Extremismus und Rassismus mit beißender Intelligenz gegenübertrat. Das absichtlich falsch geschriebene ö in Motörhead diente als Erinnerung daran: Hinterfrage jede Denkvorschrift, denn du hast selbst ein Gehirn oben draufmöntiert!

Lemmy war der wandelnde Beweis dafür, dass Rock nicht dumm sein muss. Seine Maxime war: Man kann dem Tod nicht entkommen. Aber man kann ihm Humor, Intelligenz, Neugier, Mut, gute Musik und ein volles Glas entgegenhalten. Rock ’n’ Roll kann eine Lebenshaltung sein, auch dann, wenn man lieber Mozart hört.