Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Weißer Rauch

26 Stunden waren dramaturgisch gerade richtig.

Birgit Braunrath
über eine rasche Entscheidung

Weißer Rauch über der Sixtinischen Kapelle schon nach dem fünften Wahlgang. Eine unerwartet rasche Entscheidung, die sich der neue Papst, der charismatische, pompfreie Jorge Mario Bergoglio, als Vertrauensbeweis und als überzeugendes Votum auf das Wappen seines Pontifikats heften darf.

Nur 26 Stunden, obwohl kein eindeutiger Favorit feststand. Jeder weitere Wahlgang wäre in der 24-Stunden-Mediengesellschaft als Verzögerung interpretiert worden, als Beweis für die Unentschlossenheit des Heiligen Geistes und auch als Misstrauensvorschuss für den neuen Heiligen Vater.

1005 Tage – so wie das längste Konklave aller Zeiten, Mitte des 13. Jahrhunderts – hätte die heutige Medienorgel nicht durchgehalten, ihr wäre schon nach einigen Wochen die Luft ausgegangen. 26 Stunden waren dramaturgisch gerade richtig. Und dann wurden mit dem ältesten Kommunikationsmittel der Welt – dem Rauchzeichen – und der alten Sprache Latein – „Habemus Papam!“ – die modernen Kommunikationskanäle befeuert.