Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Radikal essen

Wer bei den Trends in der Gastronomie mitreden will, braucht einen eigenen Sprachführer.

Guido Tartarotti
über die "Event"-Gesellschaft

Guerilla Dinner, Hyperregionalität, New Fusion Food und, ganz neu, Communicooking: Wer bei den aktuellen Gastronomie-Trends mitreden will, braucht einen eigenen Sprachführer. Guerilla Dinner steht für „geheime“ Lokale. New Fusion Food bezeichnet den Trend zu immer wilderen Aroma-Kompositionen. Communicooking heißt, eine Runde isst und spricht dabei ausschließlich über das Essen. Und mit Hyperregionalität sind Restaurants wie das sagenumwobene Noma in Kopenhagen gemeint, die im Wunsch, lokale Produkte zu bieten, auch Flechten, Moos und warmes Blut auf den Teller bringen. Damit der Gast sich – sagen Trendforscher – beim Essen wie ein Jäger und Sammler aus der Steinzeit fühlen kann (gibt’s dann auch kein Besteck, keine Tische und kein Klo?).

Wir leben in einer Inszenierungsgesellschaft, in der absolut alles als „Event“ verkleidet werden muss. Falls Sie das nächste Mal Ihre Gäste wirklich beeindrucken wollen, servieren Sie ihnen Butterbrot und nennen Sie das Ganze: „New hyperradical noncooking-cooking“.