Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Mütter in Syrien

Sie hat Glück – ein Glück, das die meisten anderen Mütter in Syrien nicht haben.

Guido Tartarotti
über Asma Assad

Asma, die Frau des syrischen Noch-Staatschefs Assad, hat sich wieder einmal im Fernsehen gezeigt. Früher war sie sehr oft in der Öffentlichkeit zu sehen: Asma, die in London studierte, galt als modern, weltoffen, gebildet, telegen, auch westliche Medien zeigten gerne das „hübsche Gesicht“ des syrischen Regimes.

Jetzt meldete sie sich mit einem bizarren Fernsehbeitrag in der Öffentlichkeit zurück: Verklärt lächelnd schwebt sie federnden Haares in Zeitlupe, von traurigen Geigenklängen begleitet, auf eine Gruppe von verschleierten Müttern zu, die im Bürgerkrieg Kinder verloren haben, und erklärt ihnen mit samtiger Stimme: „Ihr alle vermisst eure Kinder – sie sind für ihr Land gestorben.“ Was im Übrigen eine glatte Lüge ist: In einem Bürgerkrieg stirbt niemand „für sein Land“.

Etwa 70.000 Menschen sind bisher in Syrien gestorben, allein im März 6000, etwa ein Drittel davon sind Zivilisten. Asma Assads Kinder sind in Sicherheit, und außerdem für den Krieg zu jung. Sie hat Glück – ein Glück, das die meisten anderen Mütter in Syrien nicht haben.