Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Gedanken lesen

Seit es Mobiltelefone gibt, können wir anderen dabei zuhören, wie sie öffentlich laut denken.

Guido Tartarotti
über das Gedanken lesen

Hirnforscher behaupten, sie könnten bereits einfache Gedanken lesen. Sie brauchen dazu eh nur einen Kernspintomografen, einen Hirnscanner und Mustererkennungssoftware. Klingt aufwendig. Menschenkenner wieder sagen, das alles sei gar nicht nötig, sie wüssten auch so, was ihre Mitmenschen denken. Männer z. B. denken meistens „Bier Busen Fußball Busen Leberkässemmel Busen.“ Und Frauen denken: „Schuhe Schuhe Schuhe Schuhe Wann ist endlich das Fußballspiel aus?“

Sie verzeihen diesen Ausflug ins Geschlechterklischee. Aber vielleicht steckt da auch Wahrheit drin. Wie wir denken, ist ein hochkomplizierter neurodings...elektronischer Vorgang, den die Wissenschaft noch lange nicht restlos verstanden hat. Was wir mittels dieser komplizierten Apparatur namens „Gehirn“ denken, die wir da oben im Kopf montiert haben, ist nicht immer ganz so kompliziert. Seit es Mobiltelefone gibt, können wir ja unseren Mitmenschen dabei zuhören, wie sie öffentlich laut denken. Der Erkenntnisgewinn ist meist eher erschütternd.