Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Ehrlichkeit statt Siegen

Ehrlichkeit ist offenbar ein Alleinstellungsmerkmal.

Guido Tartarotti
über den "Candystorm" für Peter Stöger.

Bis jetzt habe er das Glück gehabt, mit dem FC Köln keine Negativserie zu erleben, sagte Trainer Peter Stöger im Juli in einem großen KURIER-Interview (und das klingt aus heutiger Sicht fast wie eine Vorahnung). Und Stöger sagte damals: „Die Fans wollen Siege.“

Doch damit irrte Stöger, jedenfalls, was die Kölner Fans betrifft. Noch mehr als Siege wollen die offenbar – Peter Stöger. In der laufenden Saison gab es in 14 Spielen keinen einzigen Sieg. Und dennoch wurde die Ablöse des Trainers von den gefürchtet launenhaften Fans des Vereins ebenso heftig bedauert wie von Vereins-Legenden wie Lukas Podolski. Und das ist wirklich ungewöhnlich – normalerweise macht im Fußball nichts so unbeliebt wie Erfolglosigkeit. Aber in den sozialen Medien ergießt sich über Stöger gerade ein „Candystorm“ (= Sympathie-Regen).

Was tut Stöger anders als andere, das ihn so unschlagbar beliebt macht? Er ist immer und ausnahmslos ehrlich und offen, sagen Leute, die ihn kennen. Offenbar ist das in unserer Zeit bereits ein Alleinstellungsmerkmal.

Guido Tartarottis Kabarettprogramm "Selbstbetrug für Fortgeschrittene" ist am 9. Jänner 2018 im Orpheum Wien zu sehen, am 13. Jänner in der Kulturwerkstatt Kottingbrunn, am 31. Jänner im Theater am Alsergrund und am 21. Februar im Kabarett Niedermair.