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Liebling Trump

Offensichtlich gelten für Film-Bosse in den USA höhere moralische Standards als für Präsidenten

Birgit Braunrath
über Trump, ein Jahr nach der Wahl

Genau heute vor einem Jahr, in den Morgenstunden des 9. November 2016, stand fest: Donald Trump gewinnt.

Die US-Amerikaner haben freiwillig einen Präsidenten gewählt, der „Grab ’em by the pussy“ (die deutsche Version liefert Ihnen gern der Google-Übersetzer, sie ist hier absolut nicht druckreif) für den passenden Umgang mit dem anderen Geschlecht hält. Einen frauenverachtenden Machtjunkie, den die Amerikaner heute – wäre er eine Hollywood-Größe – in seine Bestandteile zerlegen würden. Aber offensichtlich gelten für Film-Bosse in den USA doch höhere moralische Standards als für Präsidenten.

Und doch sind laut Umfrage von Washington Post und ABC News 59 Prozent der US-Bürger mit Trump unzufrieden. Das sind die schlechtesten Werte, die nach einem Jahr Präsidentschaft gemessen wurden, seit es diese Erhebung gibt. Dennoch ist die Bilanz positiv. Denn die Welt verdankt der Ära Trump bereits jetzt einen historischen Wurf: die Erfindung „alternativer Fakten“ ist alternativlos das Praktischste, was je aus Amerika zu uns kam. Jeder hat jetzt seine eigene, selbst gebastelte, kleine Wahrheit. Und Trump ist der beliebteste Präsident aller Zeiten.