Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Krempeleien in der Koalition

Die einen krempeln die Ärmel hoch, während ihnen die anderen das Hemd ausziehen

Birgit Braunrath
über einen beliebtes Signal in der Politik

Wem die Hände gebunden sind, der krempelt gern die Ärmel auf. Denn damit signalisiert er heftige Betriebsamkeit, während in Wahrheit nichts geschieht.

Die teilweise ideologisch, teilweise justament getriebene Gegnerschaft von SPÖ und ÖVP führt zu dem Phänomen, dass ständig auf einer Seite Ärmel aufgekrempelt werden, während die jeweils andere Seite versucht, dem Koalitionspartner das Hemd auszuziehen. Was dank dieser Krempeleien umgesetzt wird, ist vor allem Steuergeld für PR-Inszenierungen, jedoch keine konkrete Maßnahme. Denn – so richtet man einander aus – das „kommt mit mir sicher nicht“.

Gestern wurde wieder einmal medienwirksam gekrempelt: Der Finanzminister setzte ein Zeichen, indem er nachdrücklich zuerst den rechten und dann den linken Ärmel hochrollte.

„Wir müssen jetzt die Köpfe hochkrempeln“, hat der Politik-ferne deutsche Teamspieler Lukas Podolski einmal ge- sagt. Und genau hier könnte der Schlüssel für die österreichische Innenpolitik liegen: Zuerst in den Köpfen das Nötige umkrempeln, dann erst die Ellbogen auspacken.