Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Kampfkuscheln

Der moderne Mensch verlernt das Kuscheln

Guido Tartarotti
über den Welttag der Umarmungen.

Heute ist Welttag der Umarmungen. Welttage bekommen sonst nur Dinge oder Lebewesen, die vom Aussterben bedroht sind. Und tatsächlich: Immer mehr Mediziner warnen davor, dass der moderne Mensch das Kuscheln verlernt, weil er so gestresst ist vom Erfolgreichsein, Glücklichwerden oder vom Versuch, die Betriebsanleitung seines neuen Smartphones zu verstehen.

Und das hat negative Folgen für die Gesellschaft. Denn Kuscheln bewirkt die Ausschüttung von Oxytocin. Oxytocin ist jenes Hormon, das den Menschen brav, häuslich und ein bisschen fad sein lässt. Es wird auch beim Sex gebildet, dämpft aber das weitere Interesse am Sex. Denn die Natur sagt sich: Jetzt hatten sie Sex, jetzt sollen sie nichts Aufregendes mehr machen, sondern auf Brutpflege umstellen. Oxytocin macht Beziehungen dauerhaft, wenn auch ein bisschen langweilig, und wirkt stabilisierend auf die Gesellschaft. Oxytocin macht außerdem friedlich. Insofern wäre das vielleicht auch sinnvoll in der Grundausbildung beim künftigen Wehrpflichtheer: Kampfkuscheln.