Freiland- und Batteriekinder
Von Birgit Braunrath
Verpflichtend? Ja bitte!
über zwei Jahre Kindergarten
Zwei Jahre Kindergarten? Verpflichtend? Ja bitte!
In unserer Zwei-Welten-Gesellschaft aus chronisch überbetreuten und sozial vereinsamten Kindern wird das allen guttun: Jene, die beim gemeinsamen Obstsalat-Zubereiten ratlos anfangen, Mandarinen zu waschen, weil sie diese bisher nur fein-säuberlich in Spalten vorgesetzt bekamen, lernen etwas. Und jene, die Kiwis mit der Schale essen, weil sie daheim nie Obst sehen, lernen ebenso. Jene, die nie selbstversunken im Garten Löcher graben dürfen, weil die Freilandhaltung von Kindern als gefährlich angesehen wird, können so etwas wie Freiheit kennenlernen. Und jene, die daheim in Batteriehaltung vegetieren, indem sie vor elektronischen Geräten geparkt werden, können eine neue Art Freiheit erleben, wenn die Gartentür oder die Tür zum Spielplatz aufgeht. Jene, die daheim stets das erste und letzte Wort haben, werden in die Kunst des Zuhörens eingeführt, jene, die nie zu Wort kommen, werden lernen, am Wort zu sein.
Alles keine Frage von Bundes- oder Gemeinde-Kompetenz. Nur eine Frage kompetenter Betreuung.