Eine Lebensaufgabe
Von Birgit Braunrath
Kinder sind das Schleifpapier für unseren Charakter, gnadenlose Spiegel unserer selbst
über das Mutter-Sein
Mutter Sein ist nicht der oft zitierte „24-Stunden-Job“. Mutter zu sein ist gar kein Job, eher eine Aufgabe fürs Leben. Ein endloses Trainingslager, auf dem wir eines Tages können, was wir freiwillig nie gelernt hätten:
Vorleben, statt es immer nur besser zu wissen. Vertrauen, wo wir lieber kontrollieren würden. Grenzen ziehen, ohne auszugrenzen. Familiäre Verstrickungen aufdecken, statt sie zu decken. Selbstfürsorge üben, statt sich in die Opferrolle zu begeben. Lieben, um zu lieben, und nicht lieben, um zu bekommen. Auch am Muttertag. Denn Kinder sind das Schleifpapier für unseren Charakter, gnadenlose Spiegel unserer selbst. Und dafür sollten wir ihnen Danke sagen.
Die Mutterrolle spielt man nicht. Denn Mutter zu sein ist kein Spiel, schon gar kein Kinderspiel. Das Amt der Mutter bekleidet man nicht zwei, drei Jahre, wie das eines Parteiobmanns. Als Mutter ist man unkündbar – Rücktritt ausgeschlossen, egal, wie rücktrittsreif man sich mitunter fühlt. Man kann bis ans Ende der Welt rennen oder sich in den emotionalen Rückzug flüchten, man wird immer Mutter bleiben. Und das ist gut so. Schönen Muttertag!