Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Die Zeitkapsel

Ein Blick in die Nachkriegszeit, als SPÖ und ÖVP das Land aufgeteilt haben.

Guido Tartarotti
über die ORF-Wahl.

Das Interessante an einer ORF-Wahl ist ja nicht die Wahl. Ob es Wrabetz oder Grasl wird, mag Wrabetz und Grasl und die hinter ihnen stehenden „Freundeskreise“ interessieren, für den Gebührenzahler ist es relativ wurscht. Egal, wer gewinnt, er wird seinen Sieg der Politik verdanken und diesen auch mit genehmen Postenvergaben bezahlen müssen, er wird aber behaupten, der ORF sei völlig frei von parteipolitischem Einfluss. Wir werden wissen, dass das nicht stimmt, und er wird wissen, dass wir das wissen, aber es wird ihm egal sein. Er wird außerdem versprechen, dass der ORF künftig viel mehr österreichisches Programm zeigen wird, obwohl er genau weiß, dass das nicht zu finanzieren ist, es sei denn, es kommt eine fette Gebührenerhöhung. Das gleiche öde Spiel wie immer also.

Das Interessante an einer ORF-Wahl ist, dass sie wie eine Zeitkapsel funktioniert. Sie ermöglicht einen Blick in die Nachkriegszeit, als SPÖ und ÖVP das Land ungeniert aufgeteilt haben. Diese Zeiten sind vorbei, nur im ORF gehen die Uhren noch anders. Betonung auf: noch.