Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Die Mauer

Wie könnten wir ohne dich unsere Gier nach Rekorden in Worte fassen?

Guido Tartarotti
über die Schallmauer

Jetzt, da das öffentliche Fieber nach dem Überschreiten der 40-Grad-Marke wieder im Sinken begriffen ist, bleibt Zeit, kurz innezuhalten und jemandem zu danken, ohne den wir Journalisten praktisch sprachlos wären: Danke, liebe Schallmauer!

Wie könnten wir ohne dich unsere Gier nach Rekorden in Worte fassen? Wann immer irgendwo ein Grenzwert übertroffen wird – an Toren, Siegen, Einschaltquoten, Verkaufszahlen, am Verhältnis vom Euro zum Dollar, an Metern, Sekunden, Faschingskrapfen oder eben an Grad Celsius – reden und schreiben wir von der durchbrochenen Schallmauer.

Das ist natürlich seltsam, weil die Schallmauer ja aus Geschwindigkeit gebaut ist: Die Geschwindigkeit des Schalls beträgt ungefähr 1235 km/h, bewegt man sich schneller, gibt’s aufgrund von Verdichtungsprozessen in der Luft einen Knall, daher das Bild der „ Mauer“. Nun hat Hitze ja weder eine Geschwindigkeit, noch kann man sie hören. Logik ist in der Medienfertigteilsprache aber nicht so wichtig, Hauptsache, es geht schnell und klingt ... heiß. guido.tartarotti@kurier.at