Die Jahreszeit des Wünschens
Von Birgit Braunrath
Mit den Neujahrswünschen legt sich der Mensch eine Vorratspackung Beziehungskitt an
Über die Jahreszeit des Wünschens
Endlich ist sie da. Die große Pause. Die Zeit des Wünschens. Diese kostbaren Tage zwischen Weihnachtswahnsinn und Silvesternknall, die eine Art Niemandsland im Kalender darstellen. Der tote Winkel des Jahres, wenn Rückblick und Vorschau einen Spaltbreit Zeit lassen. Zeit, in der nichts geschehen muss, aber alle allen wünschen, dass demnächst viel Gutes geschehen möge.
Das Neujahrswünschen ist ein feiner Brauch. Damit legt sich der Mensch quasi eine Vorratspackung Beziehungskitt fürs nächste Jahr an. Ein Sozialforscher erklärt das so: „Wir wünschen uns Glück – und deshalb wünschen wir es anderen. Es liegt uns sehr an gelingenden sozialen Beziehungen, das steckt in unserer DNA.“ Womöglich klingt es aber eher befremdlich als herzlich, wenn wir sagen: „In meiner DNA steckt das Bedürfnis, dir und mir Glück fürs neue Jahr zu wünschen.“
Wünschen wir daher lieber in bewährter Form – „Gesundheit, Erfolg, gutes Gelingen für 2017“ – und bedenken wir, dass das Gewünschte auf den Wünschenden abfärbt. In diesem Sinn: Verwünschen Sie sich nicht!