Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Die alte Hütte

Wir leben am Beginn der posttelefonzelligen Ära.

Guido Tartarotti
über eine Verschwindende.

„Heute hat jeder ein Handy, und da draußen findest du keine Telefonzelle mehr“, sagt Rainhard Fendrich im KURIER-Interview.

Tatsächlich wird man vielleicht später einmal die Weltgeschichte in Zeitalter vor, mit und nach der Telefonzelle einteilen. Wir leben am Beginn der posttelefonzelligen Ära, ab und zu sieht man noch eine alte Telefonzelle, die Tür quietscht im Wind, drinnen liegt ein vergilbtes Telefonbuch von 1984 und Tumbleweeds werden von links nach rechts durchs Bild geweht. Niemand beachtet mehr die alte Telefonhütte, deren Sinn längst vergessen ist, vielleicht fragt noch ein Kind „Opa, ist das ein Haus?“, und der Großvater sagt, ja, da wohnen die Mindestsicherungsbezieher.

„Früher war eine Telefonhütte oft lebensrettend“, sagt Rainhard Fendrich, und das stimmt. Wir haben ganze Tage dort verbracht, geraucht, uns vor dem eisigen Jännerwind geschützt, manchmal die Zeitansage angerufen und darauf gewartet, dass die Susi endlich mit den Hausaufgaben fertig ist und ans Telefon gehen darf.