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Das Ohrwaschl: Wozu brauch’ ich das?

Dass gerade Georg Kapsch Chef der Industriellenvereinigung wurde, ist ein Signal. Denn der gebildete, zurückhaltende Unternehmer entspricht nicht dem Bild eines kalten Großkapitalisten. Kapsch betont, er sei kein "Neoliberaler, sondern Sozialliberaler", er bekennt sich zu "weicher" Kindererziehung, er hat die Haltung seiner Firma in der NS-Zeit genau untersucht, und er plädiert für ein großes, geeintes Europa.

Auffällig sind auch Kapschs Aussagen im KURIER-Interview zum Thema Bildung: Er legt Wert darauf, dass Bildung mehr ist als Ausbildung. "Wir dürfen nicht nur Dinge lernen, die wir zu Geld machen können. Die Frage: ,Wozu brauch’ ich das?" ist ein Grundproblem unserer Zeit: Wenn wir Bildung nur noch unter dem monetären Aspekt sehen, verarmt die Gesellschaft."

So ist es: Wir brauchen Bürger, die eigenständig denken können – und nicht nur funktionieren. Auch und gerade deshalb, weil die schwerer zu regieren sind.