Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Das Ohrwaschl - Schamloser Tod

Zwei Mal im Jahr lassen wir  den Gedanken an das eigene Ablaufdatum zu: Zu Allerheiligen  und am Karfreitag. Ansonsten hat der Tod bei uns unsichtbar zu sein. Wenn er beruflich in der Nähe zu tun hat, soll er gefälligst den diskreten Hintereingang benutzen.Der Tod hält ja zwei große Zumutungen bereit: Erstens, dass man nach dem Tod tot ist.  Wie soll  es ein moderner Mensch ohne die Person aushalten, die er am meisten liebt – also sich selbst? Zweitens steht vor dem Totsein das Sterben, ein ziemlich unheimlicher Vorgang.Mehr noch: Sterben gilt als peinlich, als Tabubruch. Der Körper stellt seine Funktion ein – etwas Unerhörtes in der Leistungsgesellschaft.Der Liedermacher Konstantin Wecker berichtet, dass sich Nachbarn wegen eines Hospizes beschwerten: Wie komme man dazu, dass die Todkranken einfach so im Garten herumspazieren, sodass man sie sehen müsse? Kein Schamgefühl, diese Sterbenden.- GUITAR

Das Ohrwaschl - die Glosse von Seite 1: Alternierend verfasst von Guido Tartarotti, Andreas Schwarz und Birgit Braunrath.