Meinung/Kolumnen/Lebenslauf

Volkssport Kopfschütteln

Kein Satiriker könnte sich so eine Geschichte ausdenken.

Michael Hufnagl
Die Woche im Rückblick

Wer hätte gedacht, dass ein g’standener Schwarzer zum Star der Woche wird? Der Alpensalamander nämlich. Dessen Ruhm damit begründet ist, dass er als richtige Antwort einem Mathias Stockinger zu einer Million Euro verhalf. Der Student erriet, dass Grüner Leguan, Zauneidechse und Geburtshelferkröte Eier legen. Im Gegensatz zum Salamandra atra. Daher gab es erstmals seit 2006 einen Triumphator bei der Millionenshow. Der auch gleich einen seiner Grundsätze offenbarte:

Gespendet wird nix. Kühne Ansage. Bei der es allenfalls manchen Lesern im Land der Großherzigkeit ging wie dem Alpensalamander – sie verfielen in eine zwischenzeitliche Winterstarre. So sie sich in Anbetracht der politischen Ereignisse der letzten Wochen nicht längst in eine solche geflüchtet hatten. Denn der größte Vorteil natürlicher Regungslosigkeit ist: Kopfschütteln geht nicht.

Und genau das ist in Österreich Volkssport. Etwa, wenn es in Südafrika eine Trauerfeier für Nelson Mandela gibt, und der Hofburg-Workaholic im Gegensatz zu zahllosen Staatsgrößen wie Barack Obama keine Zeit für einen repräsentativen Ausflug hat. Gut, es ist möglicherweise nicht so, dass wegen Austrias präsidialer Abwesenheit im Stadion nervöse Unruhe herrschte („Damn, where is Mister Fischer?“ – „Maybe on the toilet?“). Aber da auch Barbara Prammer, die protokollarische Vertretung des verhinderten Festredners, wegen diplomatischer Unabkömmlichkeit keine Zeit hatte, musste Reinhard „Bitte wer?“ Todt ausrücken. Und wer, wenn nicht der Bundesratspräsident (da hamma alle was g’lernt) könnte das Bild einer Blamage besser abrunden? Eine Nr. 3, die wegen eines unverzichtbaren Gesprächs mit dem marokkanischen Senatspräsidenten einen Tag zu spät nach Afrika flog. Kein Satiriker könnte sich so eine Geschichte ausdenken.

Strafarbeit

Ansonsten gab es nur die üblichen Wickel zwischen Heinisch-Hosek und Neugebauer, diesfalls wegen der Beamten-Löhne, und ein paar Tausend Schüler, die demonstrierten – gegen etwas, in dem ernsthaft das Wort „kompetenzorientiert“ vorkommt. Währenddessen befand ein AHS-Lehrer, dass eine Journalistin „aus dem Verkehr gezogen und sterilisiert“ bzw. „die Redaktion angezündet und eingeäschert“ gehört. Aber der Mann hat sich eh entschuldigt und darf schon bald, nachdem er brav seine Strafarbeit über die Gräuel der Nazizeit geschrieben hat, wieder unterrichten.

Außerdem ist zu erwähnen, dass Alfons Haider gegen den Weihnachtsmann kämpft und Edi Finger als tüchtiger Autobiograf seine Scheidungsdetails erzählt, und zwar jedem, der sie hören will. Dass Straches Ex sich wieder „in einer Dating-Phase“ (Heute) befindet und „der Müll 2014 teurer wird“ ( Österreich). Dass Conchita Wurst eine Nasen-OP plant und Marika Lichter eine Bänderzerrung erlitt, weil sie auf Geschenkpapier ausgerutscht ist.

Und zu guter Letzt sollte noch vermerkt werden, dass die Republik jetzt offiziell eine Art neue Regierung hat. 74 Verhandlungstage haben SPÖ und ÖVP für keine einzige große Idee gebraucht. Alle Details zum Nix lesen Sie eh überall. Daher an dieser Stelle nur:

Leere, wem Leere gebührt.

michael.hufnagl@kurier.at

Twitter: @MHufnagl