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No-Win im ORF

Zumindest halb entpolitisiert ist der Öffentlich-Rechtliche nun.

Philipp Wilhelmer
Wie Wrabetz die ÖVP ausrutschen ließ.

Eine denkwürdige Woche war das: Im ORF zerschellte der Koalitionsfrieden und Generaldirektor Alexander Wrabetz ließ die bürgerlichen Stiftungsräte bei der Bestellung seiner Direktoren ausrutschen. Und die rote Medienpolitik versteckte mehr schlecht als recht ihre Häme: „Nahe an der Sternstunde“ sah SPÖ-Medienminister Thomas Drozda das neue ORF-Direktorium, das sich entgegen vorhergehender Abmachungen vor allem dadurch auszeichnet, dass die ÖVP keinen der Ihren unterbringen konnte. Zumindest halb entpolitisiert ist der Öffentlich-Rechtliche nun (haha).

Aber auch auf höchster roter Ebene ist man mit der Situation wenig zufrieden: Als „lupenreine No -Win-Situation und ein fortgesetztes Ärgernis“, bezeichnet es einer, der es wissen muss, aber offenbar auch nicht ändern kann. Warum kann niemand den Rundfunk so reformieren, dass die Parteipolitik außen vor bleibt und billige Manöver wie jene in dieser Woche ausgeschlossen sind?

Nun: Da müssten sich auf Regierungsebene zwei Lager zusammentun, um sich gemeinsam aus dem Einflussbereich zu kicken. Das bedarf neben großem Verantwortungsgefühl auch einer gehörigen Portion Vertrauen. Wie groß die Versuchung ist, einander gegenseitig auszubooten, haben ja die Manöver rund um den Rechnungshof gezeigt. Auf roter Seite fehlt offenkundig die Lust, auch die andere Wange hinzuhalten, auf der schwarzen muss man wohl erst das aktuelle rote Foul verkraften. Und schielt vielleicht auf ein Volksbegehren, dass die Neos starten wollen.