Meinung/Kolumnen/Im Bild

Live ist Trumpf

Es kann nämlich eines immer noch hervorragend: Live dabei sein.

Philipp Wilhelmer
über Streaming vs. Fernsehen

Im Zeitalter des Streaming-Fernsehens macht es immer weniger Spaß, Filme und Serien dann zu schauen, wenn die Programmleisten dies vorsehen. Den aktuellen James Bond um 20.15 Uhr anschauen? Schon drei Tage davor auf einem einschlägigen Portal gesehen, mit einer Beginnzeit irgendwas zwischen „Mir ist heute früh grad fad“ und „Ich liege auch schon am Nachmittag am Sofa“. Eine ganze Staffel „Breaking Bad“? Kann sich kein herkömmlicher Sender ernsthaft leisten. Im Internet lockt hingegen die süße Verheißung: Treten Sie näher, on demand ist alles möglich. Nur die Pizza müssen Sie bitte selber bestellen. Um das gleiche z. B. im ORF zu sehen, hieß es, kurz vor der Geisterstunde den Wecker zu stellen, damit man rechtzeitig zu Beginn der aktuellen Folge wieder aufwacht.

Man rede aber das herkömmliche Fernsehen nicht schlecht! Es kann nämlich eines immer noch hervorragend: Live dabei sein. Es muss nicht immer eine Katastrophe sein, aber machen wir uns nichts vor: Den Einsturz der Twin Towers prägte uns über das TV-Gerät.

Das Ganze funktioniert aber auch weniger dramatisch: Vierschanzentournee, Abfahrt, Slalom. Man könnte es auch später anschauen. Aber würde der Rest der Familie da mitleiden?

Es ist kein Zufall, dass die jährlichen Quotensieger fast immer und ausschließlich Live-Sendungen sind: Das Finale einer Fußball-WM, der Sieg beim Song Contest, die tägliche „Zeit im Bild“: Live is Life. Irgendwie.