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Forum für Infofragmente

Wut auf Politiker gab es – zu Recht oder nicht – immer. Nur hat man die Leute mit ihrem Halbwissen nicht auch noch ins Fernsehen gebeten.

Philipp Wilhelmer
Über das Wut-"Bürgerforum"

Viel ist im vergangenen Jahr vom Vertrauensverlust in Politik und Medien die Rede gewesen. Da haben international Rechtspopulisten mit Fakten den Boden aufgewischt und sich trotzdem nicht mit Zweifeln schmutzig gemacht. Da haben sich Starjournalisten selber überdribbelt, als sie einen solchen der Lüge überführen wollten ( Armin Wolf und Ingrid Thurnher gegen Norbert Hofer lautete das Match mit Eigentor – Stichwort: „Schüsse am Tempelberg“).

Und irgendwann hat man beschlossen: Lassen wir doch die Betroffenen reden. Die Zornigen. Das Volk. Den kleinen Mann, seine Ehefrau und vielleicht noch deren Kinder. Man will ja nicht immer nur von der Kanzel und so ... Sie kennen die Debatte.

Dieser Weg führt über Schlaglöcher. Im „ Bürgerforum“ grantige Menschen die Regierungsspitze wütend mit Infofragmenten bewerfen zu lassen, holt die Leute zugegebenermaßen dort ab, wo sie sind. Aber man lässt sie danach leider auch genau dort wieder aussteigen.

Wut auf Politiker gab es – zu Recht oder nicht – immer. Nur hat man die Leute mit ihrem Halbwissen nicht auch noch ins Fernsehen gebeten. Wenn jemand an Fakten nicht interessiert ist, weil er oder sie sie nicht zur Kenntnis nehmen will oder – echt kein Vorwurf! – nicht verstehen kann, muss man damit noch lange keine guten Sendeplätze bespielen. Interessant ist es übrigens tatsächlich, wenn sich die Bürger auskennen. Etwa Lehrer beim Schulwesen oder Betriebsräte und Unternehmer in der Arbeitswelt.