Meinung/Kolumnen/Im Bild

Die Geächteten

Die Schlager-CD sei 'wie ein Pornoheft' gewesen.

Barbara Mader
über Schlager

Mit Haube und aufgestelltem Mantelkragen seien die Leute ins Konzert gekommen, um nicht erkannt zu werden, berichtete der Schlager-Sänger Charly Brunner. Wer den Drang zum Besuch eines Schlager-Konzerts verspürte, habe im Büro darüber geschwiegen. Die Schlager-CD sei „wie ein Pornoheft“ gewesen. Erst nach dem Konsum von alkoholischen Getränken hätte man sich zum Besitz eines ebensolchen bekannt. Nun aber, erfuhr man im Wirtschaftsmagazin €co, sei der Schlager sein Imageproblem los. Sängerin Simone weiß, warum: Die Geschmackspolizei, die vorwiegend aus Journalisten bestehe, habe nicht mehr die Alleinherrschaft.

Die analytische Musikerin ist nicht die Erste, die aufzeigt, dass Journalisten in Bedrängnis sind. Selbstzweifel haben die angeschlagene Branche längst eingeholt. Man schämt sich für sein ehemaliges Geschmackspolizistentum, schleicht flüsternd und mit aufgestelltem Mantelkragen durch den Newsroom und setzt sicherheitshalber eine Mütze auf. Journalismus, das ist der neue Porno.