Euro-Chef: Gerüchte um Faymann
Wer wird der nächste Mister Euro? Am 17. Juli läuft das Mandat von Jean-Claude Juncker, des Vorsitzenden der Euro-Gruppe, ab. Nach dem Eklat beim letzten EU-Gipfel steht Juncker wohl kaum mehr zur Verfügung.
Jetzt wird hektisch ein neuer Euro-Chef gesucht. Gegen den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble leistete Frankreichs Staatspräsident François Hollande Widerstand. Umgekehrt hat der französische Finanzminister Pierre Moscovici keine Chance. Letzte Wendung: In Paris hieß es, Hollande könnte unter Umständen doch Schäuble unterstützen –, um einen Ausweg aus der Sackgasse zu finden.
Zwei weitere Namen machen die Runde: Die 37-jährige finnische Finanzministerin und Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei, Jutta Urpilainen, sowie der rechtsliberale niederländische Premier Mark Rutte. Sollte Urpilainen zum Zug kommen, muss der finnische Währungskommissar Olli Rehn weichen. Zwei Euro-Topjobs für ein Land gibt es nicht.
Das Anforderungsprofil für den Chef der Euro-Gruppe: Amtierender Regierungschef oder Finanzminister – aus einem Land, das wirtschaftlich gut dasteht.
In obersten EU-Finanzkreisen hört man daher: Österreich wäre als Euro-Vorsitzland ideal, aber nicht Finanzministerin Maria Fekter. Sie hat in Juncker nach wie vor einen starken Kritiker. Gerüchteweise wird nun Bundeskanzler Werner Faymann genannt. Dessen Reaktion: "Wir haben ja noch Zeit bis Oktober, bis dahin unterstütze ich Jean-Claude Juncker. Dann sollten wir einen Kandidaten aus dem Kreis der Finanzminister finden."
Nächste Woche treffen sich die 17 Euro- und dann die 27 EU-Finanzminister. Junckers Nachfolge wird noch nicht entschieden, interimistisch kann er im Amt bleiben, das Geschäft macht der österreichische Spitzenbeamte in Brüssel, Eurogruppen-Koordinator Thomas Wieser.
Ein Gerangel gibt es auch um die Leitung des Rettungsschirmes ESM. Der deutsche Spitzenbeamte Klaus Regling, der den befristeten Krisenfonds EFSF leitet, gilt als Favorit. Doch Kanzlerin Angela Merkel mag ihn nicht, weil er es wagte, ihr Krisenmanagement zu kritisieren. Auch der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, ist gegen ihn. Grund: Der italienische EZB-Boss will keine Deutschen in hohen finanzpolitischen Jobs. Draghi hat auch gegen den Widerstand von vier Stimmen im EZB-Rat (zwei aus Deutschland, Finnland und Niederlande) die Zinssenkung durchgesetzt.