Meinung

Keine Staatshilfe für Billig-Flüge

Die Corona-Pandemie trifft die Airlines weltweit in noch nie da gewesenen Dimensionen, da waren die Folgen der Terroranschläge am 11. September 2011 und die Finanzkrise ein laues Lüfterl dagegen. Zigtausende Piloten und Flugbegleiter sind bereits arbeitslos, etliche Airlines werden ohne Staatshilfe nicht überleben können.

Diese Krise macht auch die Fehlentwicklungen in einer Branche transparent, die sich seit Jahren einen Preiskampf liefert jenseits aller ökonomischen Vernunft und Nachhaltigkeit. Der Vergleich mit der Taxifahrt zum Airport, die teurer ist als das Ticket für einen mehrstündigen Flug, wird oft strapaziert, ist aber deswegen nicht weniger wahr.

Begonnen haben Low-Cost-Airlines wie Ryanair, easyJet und Co, sie treiben die etablierten Netzwerk-Carrier vor sich her, die sich voll auf diesen mörderischen Konkurrenzkampf eingelassen haben. Die Konsumenten freuen sich, so billig war das Wochenende in Barcelona oder der Besuch bei der Tante in Köln noch nie.

Unwürdige Vorstellung

Einer aber zahlt immer die Rechnung, das ist ein wirtschaftliches Grundprinzip. In erster Linie sind es die Mitarbeiter. Die unwürdige Vorstellung, die Ryanair mit der Billig-Tochter Laudamotion derzeit liefert, führt der Öffentlichkeit vor, mit welchen Gehältern Flugbegleiter abgespeist werden. 1.440 Euro Mindestgehalt für Einsteiger, bei der AUA sind es allerdings auch nur 1.700 Euro. Kabinen-Mitarbeiter sind jedoch keine fliegenden Kellnerinnen, sondern geschulte Sicherheitsfachkräfte – um das auch einmal klarzustellen.

Die AUA wird einige Hundert Millionen Euro an staatlicher Unterstützung bekommen, das ist so gut wie sicher. Und hat für den Neustart schon wieder günstige Ticketpreise angekündigt.

Warum, überspitzt formuliert, soll die Supermarkt-Kassiererin mit ihren Steuern Billig-Tickets mitfinanzieren? Die Regierung pumpt Kapital in eine Airline, damit diese beim Preisdumping weitermacht, als ob nichts geschehen wäre.

Unverhältnismäßiger Eingriff

Das kann’s nicht sein. Die Lösung ist freilich schwierig. Staatlich verordnete Mindestpreise für Tickets funktionieren in einer offenen Wirtschaft nicht. Die Beschränkung von Kurzstrecken, von der grünen Seite angedacht, wäre ein unverhältnismäßiger Eingriff in die Freiheit der Bürger. Wer entscheidet denn, für wen welcher Flug wichtig ist oder nicht?

Die einzige Chance sind die Konsumenten selbst. Vielleicht denken wir kurz einmal über die Folgen unseres Handelns nach, bevor wir ein Ticket buchen. Und sind bereit, ein bisschen mehr zu bezahlen. Alles geht nicht. Flüge um 29,99 Euro und anständig entlohnte, sichere Airline-Jobs , das wird’s auch nach der Krise nicht spielen.