Meinung/Gastkommentar

Thema Windkraft: Alpenidylle vs. Zukunft

Kärnten, das Land der endlosen Debatten um „den Schutz der Natur“ – diesmal wieder einmal unter dem Deckmantel einer „Volksabstimmung“. „Soll zum Schutz der Kärntner Natur (einschließlich des Landschaftsbildes) die Errichtung weiterer Windkraftanlagen auf Bergen und Almen in Kärnten landesgesetzlich verboten werden?“ – klingt wie der Titel einer Rhetorikübung oder einer Deutschschularbeit. Aber das ist kein Witz, sondern bittere Realität: Mit den Stimmen von FPÖ und Team Kärnten wird ab 12. Jänner tatsächlich eine Volksabstimmung zu dieser überaus „schweren“ Frage abgehalten.

Schon spannend, dass der Kärntner Verfassungsdienst diese Frage nicht als suggestiv eingestuft hat. Aber die ursprüngliche, abgelehnte Frage hätte uns doch wirklich umgehauen: „Sollen die Kärntner Berge vor der Errichtung weiterer Windkraft-Industrieanlagen geschützt werden?“ – das klingt nach der Art von Fragestellung, die selbst in einer Klassenarbeit durchgefallen wäre. Aber wer braucht schon neutrale Formulierungen, wenn es um den Schutz des heiligen Alpenpanoramas geht?

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Aber halt! Keine Panik, es ist ja nur eine Volksbefragung – das heißt, das Ergebnis ist zwar eine „Entscheidungsgrundlage“ (aka ein netter Zettel für die Politiker), aber eben nicht bindend. Beruhigend, oder?

Doch was wirklich beunruhigt, ist der Gedanke, dass solche Abstimmungen vielleicht bald die Norm werden. Kein Wind, keine Photovoltaik, keine Wasserkraft – und natürlich auch kein Atomstrom und fossiles Gas, denn das ist sowieso Pfui. Na ja, dann halt am besten gar keine Energie, keine Wirtschaft, keinen Wohlstand – und keine warmen Wohnungen. Problem gelöst!

Im Ernst: Warum lassen wir uns als Volk eigentlich so leicht instrumentalisieren? Vor allem, wenn plötzlich der „Naturschutz“ Seite an Seite mit der FPÖ marschiert. Wer hätte das gedacht? Und ein kleiner Seitenhieb: Auch die Almen, die hier so verteidigt werden, sind menschengemacht. Wieso also nicht den nächsten, längst überfälligen Schritt gehen und die Alpen auch zur Energieproduktion nutzen?

Gerade in den Wintermonaten ist Kärnten nach wie vor auf teure Stromimporte aus fossiler und Atomenergie aus dem Ausland angewiesen. Hier bietet die saubere und heimische Windkraft eine optimale Ergänzung für den bestehenden Energiemix, da Windenergie überwiegend im Winter erzeugt wird. Die Windkraft könnte bis 2030 mit 140 Windrädern in Kärnten 2 TWh sauberen Windstrom beitragen – jene Energiemenge, die derzeit durch Erdgas gedeckt wird.

Letztendlich ist der Preis für saubere Energie ein überschaubarer Eingriff in unsere Kulturlandschaften – und das ist ein Preis, den wir zahlen müssen, wenn wir uns eine lebenswerte Zukunft sichern wollen. Aber wenn wir es lieber kalt, dunkel und ohne Zukunft wollen, dann machen wir einfach so weiter.

Elisabeth Zehetner ist Geschäftsführerin von Oecolution Austria; davor in der WKÖ tätig.