Meinung/Gastkommentar

Pensionsalter: Anreize für längeres Arbeiten

Im KURIER-Interview vom 9. 3. forderte Monika Köppl-Turyna eine rasche Anhebung des Pensionsantrittsalters auf 67 Jahre und sie bezweifelt generell die Nachhaltigkeit des aktuellen Finanzierungssystems der Pensionen. Ich meine, dass sie es sich mit der Forderung etwas zu leicht macht.

Auch wenn es plakativ und damit leichter zu kommunizieren ist, ist es trotzdem der falsche Ansatz. Immerhin gibt sie zu, dass zwischen gesetzlichem und faktischem Pensionsantrittsalter eine Lücke klafft, die geschlossen werden muss. Hier bin ich ganz ihrer Meinung, ebenso wie bei der Forderung, die Teilzeitquote rasch und drastisch zu senken. Aber auch das ist leichter gesagt als getan.

In der EU liegt das gesetzliche Pensionsantrittsalter in den meisten Staaten bei 65 Jahren oder darunter. Nur in den Niederlanden und Dänemark liegt es bei 67. Das im EU-Schnitt niedrige Pensionsalter der Frauen in Österreich wird bis 2033 auf 65 angehoben. Soweit stellt Österreich also keinen krassen Ausreißer dar. Dringenden Handlungsbedarf das gesetzliche Antrittsalter anzuheben, lässt sich aus dem Vergleich also nicht ablesen. Mit dieser Diskrepanz hat die Mehrheit der EU-Staaten zu kämpfen. Männer in Österreich hören im Durchschnitt mit 61,9 statt mit 65 Jahren auf zu arbeiten. Hier sehe ich dringenden Handlungsbedarf, um das Pensionssystem in Balance zu halten. Frau Köppl-Turyna hätte besser eine rasche Anhebung der Erwerbsquote der 55- bis 64-Jährigen fordern sollen, die aktuell mit nur 56,4 % mehr als bedenklich ist – im OECD-Vergleich 8 % schlechter als der Durchschnitt.

Die Hebel, etwas zu verändern, sehe ich hier nicht primär im monetären Bereich (Stichwort: Abschläge), sondern im Bereich des Gesundheitssystems und der Gestaltung der Arbeitswelt durch die Arbeitgeber. Hier lauten die Stichworte Prävention, Rehabilitation und alter(n)sgerechte Arbeit.

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Eine Pflegekraft, die sich durch schweres Heben den Rücken ruiniert, ist „not fit to work“. Ihre Arbeitsfähigkeit lässt sich erhalten, wenn bereits vom Berufseintritt an ernsthafte arbeitsmedizinische Maßnahmen gesetzt werden. Gleiches gilt für jene, die durch einen Arbeitsunfall oder Krankheit länger im Krankenstand sind. Für ein Heranführen des faktischen Antrittsalters an das gesetzliche brauchen wir in erster Linie Anreize, damit Arbeitgeber und Arbeitnehmer einen Mehrwert darin sehen, länger zusammenzuarbeiten. Das geht von Wertschätzung über Karrieremöglichkeiten bis hin zu einem alter(n)sgerechten Arbeitsumfeld.

Noch kurz zur Finanzierbarkeit: Fast alle ExpertInnen sind sich einig, dass ein funktionierender Arbeitsmarkt mehr dazu beiträgt als ein Hinaufsetzen des Pensionsalters. Daher: Rasch das faktische ans gesetzliche Antrittsalter anpassen! Ein weiterer wichtiger Hebel sind attraktive Anreize, um freiwillig (!) länger zu arbeiten.

 

Ingrid Korosec ist Präsidentin des Österreichischen Seniorenbundes (ÖVP)