Meinung/Gastkommentar

Drei Mahner, die uns fehlen werden

Die Nachrufe waren ehrend für Hannes Androsch, Claus Raidl und Josef Taus.

Aber Nachrufe verhallen, wenn ihnen kein Nachdenken folgt. Nachdenken über das Bleibende ihrer Botschaften, ihrer Besorgnis über die Entwicklung unseres Landes und ihr wiederholter Hinweis auf Notwendigkeiten, um die Zukunft unseres Landes und seiner Menschen zu sichern.

Alle drei, Androsch, Raidl und Taus, forderten Änderungen im Bildungssystem von der Lehrstoff-Orientierung zur Talent-Fokussierung. Alle drei wussten, dass ohne Fleiß kein Preis, ohne Engagement und Ambition keine Ziele erreichbar sind, kein Wohlstand erhaltbar ist und keine soziale Sicherheit gewährleistet werden kann.

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Was nehmen wir davon mit auf unserer Weiterreise durch unser Leben? Bleibt nur Erinnerung an sie oder geht von ihnen eine neue Motivation zur mutigen Gestaltung unseres Landes aus?

Androsch, Raidl und Taus waren davon überzeugt, dass ein einiges Europa eine starke Rolle in der Welt spielen kann durch Mitwirkung an Lösungen der großen Probleme unserer Zeit wie beispielsweise die Klimakrise, die Wanderungsbewegungen oder die Bedrohung durch internationale Finanzspekulation. Bei ihrer Liebe zur Heimat Österreich waren sie zugleich überzeugte Europäer und Weltbürger. Enge Sichtweisen und Kleinkariertheit war nicht ihre Sache, vielmehr dachten sie in größeren Zusammenhängen und traten für globale Partnerschaften Europas mit allen anderen Teilen der Welt ein.

Und noch etwas: Alle drei waren „honorige“ Persönlichkeiten. Ein Begriff, der vielleicht altmodisch klingt, aber für die Bewältigung der Herausforderung unserer Zeit unendlich wichtig ist. Sie standen für Anstand und Solidarität, für Charakter und Werte, die sie auch lebten. Sie standen für Ziele, Visionen und hatten Antworten auf die Fragen nach dem Wohin. Und sie standen für Gemeinschaftsgeist, Zusammenhalt, Solidarität und Toleranz.

Drei große Persönlichkeiten, deren Verstummen wir beklagen oder deren Vermächtnis wir erfüllen können. Ein Vermächtnis für gesicherte Lebensgrundlagen auch für Folgegenerationen – in Österreich, in einem einigen Europa und in einer durch europäische Mitwirkung friedlicheren Welt.

Christoph Leitl ist Präsident der Europäischen Bewegung Österreich; war von 2000 bis 2018 Präsident der Wirtschaftskammer