Corona und Wirtschaft: Eine Frage der Verhältnismäßigkeit
Von Martina Salomon
Dieser Tage sind wir Teil eines Massenexperiments mit ungewissem Ausgang. Jetzt werden wir uns also auch noch Grippemasken in Supermärkten – hoffentlich fachgerecht – umbinden (so sie endlich eintreffen). Und die Regierung macht wenig Hoffnung, dass nach Ostern Normalität einkehren wird. Ja, es muss tatsächlich alles getan werden, um niemals eine Überlastung der Spitäler herbeizuführen. Aber langsam wird die Frage nach der Verhältnismäßigkeit lauter werden.
Weil es weder Behandlung noch Impfung gibt und niemand weiß, wie weit sich das Virus im Volk bereits ausgebreitet hat (inklusive jenen, die dagegen bereits zumindest vorübergehend immun sind), haben die meisten Regierungen zum „Holzhammer“ gegriffen. Man sperrt die Menschen weitgehend ein, fährt Bildungseinrichtungen und Wirtschaft herunter. Erklärtes Ziel unserer Regierung ist es, die Ansteckungsrate gegen null zu bringen. Das Virus soll ausgehungert werden, wie das in asiatischen Ländern gelungen ist. Auf „Herdenimmunität“ setzt kaum ein Land mehr (was sich aber auch wieder ändern kann). Vernünftig ist ein – schon länger angekündigter – Test bei repräsentativ ausgewählten Österreichern, der die „Durchseuchung“ feststellen soll, um nicht mehr „im Finstern stochern“ zu müssen. Und natürlich besteht die Hoffnung, dass Medikamente kommen, die den Krankheitsverlauf so mildern, dass niemand mehr beatmet werden muss. Aber was, wenn nicht?
Alles mit Hausverstand
Sachte müssen wir dennoch nach und nach wieder „aufsperren“ und dabei den Hausverstand einschalten. Am wichtigsten sind jetzt simple hygienische Selbstverständlichkeiten wie Händewaschen, Abstand halten, nicht ungehemmt niesen. Menschenansammlungen (wie sie auf Märkten noch immer stattfinden) sind zu vermeiden. Aber einzelne Kunden betreuen muss bald wieder möglich sein – wenn es sein muss, mit Masken. Die „italienischen Verhältnisse“ mit Tausenden Toten, vor denen gewarnt wird, sollte es bei uns eigentlich nicht geben, unser Gesundheitssystem ist besser aufgestellt. Und hierzulande wurde nicht der Fehler gemacht, dass sich Kranke massenhaft in die Ambulanzen begeben und dort andere angesteckt haben.
Im Gegensatz zu asiatischen Ländern hat Europa aber die Grenzen viel zu lange offen gehalten. Wenn jetzt alle (zu Recht) Tirol kritisieren: Das Virus hat seinen Ausgang nicht in Ischgl genommen, sondern wurde über China nach Italien und von dort via Touristen in Richtung Schweiz und Österreich weitergeschleppt. Da ist zu Beginn viel schiefgelaufen. Es ist fraglich, ob sich das Virus jetzt noch auslöschen lässt – noch dazu in einem ganz und gar nicht geeinten Europa. Dabei nicht den gesamten Wirtschaftskreislauf mit unvorstellbaren Folgen ebenfalls auszulöschen, wird die große Kunst sein.