Meinung

Die Verlängerung der Verlässlichkeit

Morgen endet eine Ära, wie sie heute kaum noch denkbar ist: Angela Merkel hat die CDU seit dem Jahr 2000 geführt, deutsche Teenager kennen gar keine andere Vorsitzende. Jetzt übergibt sie ihr Amt – in letzter Minute, ehe sie nach weiteren Wahlniederlagen davon gejagt wird.

Was sie nicht verdient hätte. Merkel, vom Magazin Forbes erneut zur mächtigsten Frau der Welt gekürt und vorerst weiter Kanzlerin, hat mit der Union seit 13 Jahren Staatsverantwortung getragen. Und das nicht so schlecht: Die Bundesrepublik ist noch nie so gut dagestanden.

Dennoch ist die Frage, wer die CDU-Chefin beerbt, zur Richtungsfrage stilisiert worden: Bleibt es mit Annegret Kramp-Karrenbauer beim Merkel-Kurs, der die Partei in die Mitte geführt hat, kaum noch unterscheidbar von den Sozialdemokraten? Oder rückt die CDU zurück nach rechts, dort wo Männer wie Friedrich Merz in der Tradition Kohl/Schäuble den Ton angeben?

In Wahrheit sind beide Kandidaten rechts der Mitte zu verorten (der dritte, Jens Spahn, ist wohl chancenlos). Auch die Generalsekretärin fährt nicht nur in Flüchtlings- und Asylfragen einen anderen Kurs als Merkel.

Dass sie laut Umfragen die größeren Chancen auf den Parteivorsitz haben dürfte als Friedrich Merz, liegt wohl an zweierlei: an der jüngeren Vita des von sich zu überzeugten ewigen Merkel-Rivalen aus alten Tagen; und daran, dass AKK für die sachlich-nüchterne Berechenbarkeit und Verlässlichkeit einer Angela Merkel steht.

Warum die dann gehen muss? Weil die Halbwertszeit für Politiker in einer politisch und sonst immer schnelllebigeren Zeit immer kürzer wird. Fast zwei Jahrzehnte an der Spitze der Politik sind, wie gesagt: nicht nur für Junge kaum noch vorstellbar.andreas.schwarz