Meinung

Das traurige Rennen um das kleinere Übel

Was diese Wahl vor allem historisch macht, ist die schockierende Unbeliebtheit der Kandidaten.

Mag. Konrad Kramar
über die US-Wahl

Hass auf Hillary Clinton, Rache an Barack Obama für eine Präsidentschaft, die ihm eigentlich nicht zustand: Noch einmal kann Donald Trumps Wahlkampagne alle negativen Gefühle hochkochen, mit denen der Milliardär seine gesamte Kandidatur bestritten hat. Die neuen Ermittlungen in der sogenannten eMail-Affäre Clintons werden zwar aller Voraussicht nach nichts politisch Relevantes zum Vorschein bringen, aber sie bestätigen für Trump und seine Anhänger das Bild von der "Betrügerin Hillary", lassen die "Sperrt sie ein"-Sprechchöre bei Trumps Auftritten noch lauter werden. Dazu kommen neue Zahlen, die bestätigen, dass "Obamacare", die bei Republikanern biblisch verhasste Gesundheitsreform des Präsidenten, jetzt tatsächlich vielen Versicherten höhere Beiträge beschert.

Noch einmal also sind es Negativ-Schlagzeilen, die Bewegung in diese Wahl bringen. So wie zuvor Trumps sexistische Grobheiten ihn in den Umfragen hoffnungslos abstürzen ließen, sind es jetzt Clintons und Obamas Fehler, die die Demokratin den Sieg doch noch kosten könnten. Das alles nur, weil keiner der beiden Kandidaten es geschafft hat, eine halbwegs überzeugende positive Botschaft zu formulieren. Anders als bei Obama, oder einst bei Bill Clinton, wird es nicht die eigene Überzeugungskraft, das Charisma eines der beiden Kandidaten sein, die ihn ins Weiße Haus bringen, sondern schlicht Wut auf und Angst vor dessen Gegner. Sowohl Clinton als auch Trump haben unverrückbar eine klare Mehrheit in der Bevölkerung gegen sich. In einem Land, dessen Politik ohnehin von Blockaden und Unfähigkeit zum Kompromiss geprägt wird, wird das den Spielraum des neuen Präsidenten noch weiter beschränken.