Meinung

Christian Kern: Der an sich und Kurz Gescheiterte

Wer Christian Kern in den vergangenen Wochen live erlebte, begegnete einem Mann, der äußerlich höchst bemüht die Fassung wahrte. Im Auftritt eloquent wie immer. In der Sache selbst aber immer im Overdrive-Modus: Ein Spur zu grell, zu laut  – alles in allem also überdreht. Kern malte ein Katastrophenbild über den Zustand der Republik, das auch sachlich gerechtfertigte Kritik mit einem dominanten Eindruck überstrahlte: Hier stehe ich als Verkannter und kann nicht anders. Jede politische Aussage blieb so überdeckt von der Botschaft: Es ist und bleibt ungerecht, dass statt Christian Kern nun Sebastian Kurz im Kanzlersessel sitzt.

In die Rolle des Oppositionsführers fand der SPÖ-Chef so auch bald ein Jahr nach seiner Abwahl als Kanzler nie. Christian Kern ist, so gesehen, auch "Opfer" seines eigenen Aufstiegs. Am Weg vom Studentenfunktionär über den Pressesekretär bis zum Manager hatte er die Boss-Attitüden verinnerlicht. Sein Hang, sein Gefühl der Überlegenheit jederman spüren, zu lassen stand ihm als Volkstribun, der er vielleicht doch noch gern geworden wäre, nachhaltig im Wege. 

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