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Hofers Oma, der Garten und Monsanto

Meine Oma. Nicht ganz so alt wie Monsanto, und trotzdem mehr Gespür fürs Gemüse.

Mag. Stefan Hofer
lebt den Öko-Wahnsinn

Hoch droben, am südlichen Rücken eines steirischen Hügels, liegt das Haus meiner Großmutter. An sonnigen, wolkenlosen Tagen blickt man von dort bis zu einer 30 Kilometer entfernten Burg. Seit mehr als sechs Jahrzehnten bewirtschaftet meine Oma einen großen Gemüsegarten. Alte Paradeisersorten und Zupfsalat, dazwischen Mohn, Himbeer-Ranken am Zaun und mächtige Kürbisse im Misthaufen, so schwer, dass wir sie als Kinder kaum heben konnten. Für uns war dieser Ort Paradies und "Naschmarkt".

Aber ein Garten bedeutet stetige Arbeit - die schweren Tätigkeiten kann eine Fast-Neunzigjährige naturgemäß nicht mehr alleine bewältigen. Für meinen Bruder und mich war die Mithilfe eine Art Sport; wir spornten uns als Jugendliche jedes Frühjahr an, das für die Erdäpfel vorgesehene Beet noch rascher umzustechen und zu bestellen als im Jahr zuvor.

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Nach Jahren der Garten-Abstinenz hat mich heuer das Thema wieder eingeholt, ich bin erstmals selbst für ein Stück Erde verantwortlich(siehe "Hofer bekommt einen Garten geschenkt"). Diese Woche habe ich Paradeiser, Paprika und Petersilie gepflanzt und dem Salat beim Wachsen zugeschaut(siehe Bild). Als Kontrastprogramm zu meinem Beruf sehr geeignet.

Die Patina des Schrebergartelns fällt ab, viele Menschen greifen selbst zum Gartenwerkzeug oder wollen zumindest wissen, woher die Paradeiser aus dem Supermarkt kommen, ob bei den Kartoffeln Pestizide im Einsatz waren oder die Frühstücks-Cornflakes von gentechnisch verändertem Mais stammen.

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Ein politischer, medialer und gesellschaftlicher Aufreger im Mai war die Diskussion um Saatgut, Bienensterben und Neonikotiniode(siehe auf Twitter etwa #neonicotinoids). Hierzulande geriet der zögerlich agierende Umwelt- und Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich ins Kreuzfeuer der Kritiker. Weltweit sind es Agrokonzerne wie Monsanto, deren Konzernpolitik von Umweltaktivisten angeprangert wird.

Ich habe simpel gefragt: Was ist denn so schlecht daran, Saatgut zu verkaufen? Heidemarie Porstner von Global2000 listet gegenüber dem KURIER einige Kritikpunkte an Monsanto auf - zu lesen in der Bilderstrecke.

Monsanto: SaatGUT oder Böse?

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Demo in Wien

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Am Samstag fand übrigens eine global konzertierte Protestaktion unter dem Motto"March Against Monsanto"statt.

Die Bereitschaft, mit einem Klick Online-Petitionen ("Freiheit für die Vielfalt" - weit mehr als 200.000 Unterschriften) zu unterschreiben ist zwar scheinbar deutlich höher, als an kühlen Mai-Tagen selbstgebastelte Schilder zur Demo zu schleppen und Parolen zu lauschen. Aber immerhin äußerten im Wiener Votivpark rund 500 Empörte ihren Unmut. Der KURIER-Videoteam war mit einer Kamera vor Ort.

So, und ich werde morgen früh wieder zum Selbsternte-Feld fahren. Die erste Radieschen sind schon reif. Ehrlich gesagt hab ich ja keine Ahnung, was ich im Garten alles tun muss. Ich glaub', ich frag' mal meine Oma: Ist nicht ganz so alt wie Monsanto (gegr. 1901), und hat trotzdem mehr Gespür fürs Gemüse.

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