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"Wir ändern das Programm"

Österreich braucht seinen Kaiser. Und sei es, um von den herrschenden Verhältnissen abzulenken.

Philipp Wilhelmer
über "Wir sind Kaiser"

Das Wichtigste zuerst: Die Regierung hat ein Programm. Und Richard Lugner muss weiter draußen bleiben.

Am fünften Tag der Woche wurde es also ernst mit der Koalition. Für den ORF hieß das: "Wir ändern das Programm und informieren in den nächsten Tagen umfassend." Für den neugierigen Staatsbürger bedeutet so ein Satz: Fernseher aufdrehen, Live-Pressekonferenzen schauen, auf einen euphorischen Schub warten. Regierungsbildung auf allen Kanälen. Bevor wir uns eingestehen mussten, dass der Schub sich nicht einstellt, drehten wir ab und stellten den Wecker auf 20.15 Uhr.

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Da wartete aufORFeinsnämlich Robert Palfrader: "Geliebtes Volk, liebe Untertanen. Heute ist schon der 13. 12. Nur noch zwei mal duschen bis Weihnachten", verkündete Kaiser Robert Heinrich I. und empfing seine Gäste. Darunter befand sich der deutsche Komiker Michael "Bully" Herbig, von dem man eigentlich annehmen musste, dass er in der österreichischen Satire klaumaukmäßig untergehen würde. Herbig bewies aber, dass er ein begabter Charmeur ist. Und auch in einem völlig fremden Setting nicht verloren ist, sondern sogar beim Kaiser Punkte sammeln kann.

Der deutsche Tenor Jonas Kaufmann kicherte im Anschluss wahnsinnig viel und sang für den Kaiser politische Sager aus dem Wahlkampf nach. Ziemlich schräg. Dem Publikum war daraufhin irgendwie trotzdem nicht zum Lachen zumute.

Richard Lugner fand übrigens im Politikerinnen-Drag fast zur Rolle seines Lebens: Als Maria Fekter verkleidet, versuchte er eine Audienz beim Kaiser zu bekommen, und zwar "shortly, without von delay". Allein: Trotz überzeugender Travestie musste der Baumeister auch diesmal draußen bleiben - Fekter wurde nämlich an Italien ausgeliefert.

FAZIT: Österreich braucht seinen Kaiser. Und sei es, um von den herrschenden Verhältnissen abzulenken.

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